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Martel Schwichtenberg
Martel Schwichtenberg
eigentlich Justine Adele Martha Schwichtenberg
1896 Hannover bis 1945 Sulzburg (Baden)

Zwei Schwertlilien
nach 1920, vermutlich gegen Ende des Jahrzehnts

Öl, gespachtelt,
auf maschinell grundierter Leinwand,
auf Keilrahmen, 45 x 35 cm
signiert rechts unten "Martel"

Herkunft:
Berliner Handel
Privatbesitz Berlin

Kleinere Fehlstellen, sorgfältig restauriert

Signatur

Biographische Daten
1896 geboren und Schulbesuch in Hannover, dort erster Kunstunterricht. Noch vor dem Abitur Umzug nach Düsseldorf und Unterricht an der privaten Kunstschule Kunowsky, danach an der Kunstgewerbeschule. 1916 ging sie nach Hagen (Westfalen), traf dort auf K. E. Osthaus, Milly Steger und Rohlfs. 1917 wieder in Hannover, wo sie für die Firma Bahlsen Verpackungsentwürfe, Glasfenster und Wandgemälde schuf (Aufträge bis 1932). Zusammenarbeit mit Bernhard Hoetger am (nie verwirklichten) "TET-Projekt" H. Bahlsens. Die Sommer verbrachte sie in Worpswede. 1920 bezog sie ein Atelier in Berlin-Charlottenburg, heiratete R. W. Huth (nach drei Jahren Scheidung), trat dem Werkbund bei und stellte mit der "Novembergruppe" aus.
Zu dieser Zeit gab sie sich den Künstlernamen "Martell", nach einer bekannten Cognac-Marke (Zit.: Andrea Schweers), nach Intervention dieser Firma nur noch "Martel" (Zit.: Hartmut Bomhoff).
1921/22 verbrachte sie mit Ihrem Mann R. W. Huth, Schmidt-Rottluff und anderen Expressionisten die Sommer in Köslin / Pommern. Sie folgt Franz Radziwill nach Dangast und malt dort ein wichtiges Bild, mit dem sie Aufmerksamkeit erregt. 1921 ist sie in der Galerie Heller, Berlin zu sehen. Aus dieser Zeit sind auch einige Holzreliefs bekannt, die heute in Hamburg und Schleswig/Kiel bewahrt werden. 1922 Reise nach Italien und erste bedeutende Ausstellung bei F. Möller, Berlin. Zwei Werke erworben durch K. Dreyer, New York. 1924 in Paris bei Moise Kisling. 1927/28 Erwerb eines Hauses in Berlin-Grunewald, Bekanntschaft mit T. Durieux und N. Walden.
Ende der 1920er Jahre malte sie eine Serie von leuchtenden Blumen- und Früchtestilleben und zahlreiche, im Stil der Neuen Sachlichkeit gemalten Porträts ihrer Freunde aus der Berliner Kunstszene (darunter Tilla Durieux, Herwarth Walden, Valentiner, Barlach, Flechtheim). 1929 nahm sie an der vom Berliner Verein der Künstlerinnen organisierten Ausstellung "Die Frau von heute" teil (Zit.: Andrea Schweers). 1930 Ausstellung bei Flechtheim, Berlin und beteiligt an der Ausstellung "Modern German Art", The Harvard Society for Contemporary Art, Cambridge, Massachusetts. 1931 wieder Ausstellung bei Flechtheim. 1932 Reise nach Südfrankreich und Verkauf ihres Hauses in Berlin.
1933 emigrierte M. S. zunächst nach Italien, dann nach Johannesburg in Südafrika, wo sie sich niederließ und mit ihrem Freund F.W. Goldschmidt ein Keramikgeschäft eröffnete. Wandgemälde im Haus des Rundfunks in Johannesburg. 1937 o. 1938 Zerstörung ihrer Wohnung durch Feuer. Dabei verlor Martel Schwichtenberg ca. 400 Aquarelle und zahlreiche dort gelagerte Kunstwerke, die sie aus Deutschland mitbrachte. 1939 Besuch der USA auf Einladung Valentiners und wieder zurück über Johannesburg nach Berlin.
Bei Ausbruch des 2. Weltkrieges konnte sie Deutschland nicht mehr verlassen und verbrachte ab 1940, vermutlich dem Alkohol und Depressionen verfallen, ihr weiteres Leben in einem Sanatorium in Glotterbad, 1941 in Badenweiler und bei Gräfin Zeppelin in Laufen. Martel Schwichtenberg starb, erst 49 Jahre alt, am 31. Juli 1945 in Sulzburg (Baden) an Krebs (Zit.: Andrea Schweers), nachdem sie sich 1944 noch einmal der Produktion von Graphiken und Gemälden zuwandte.
Die Reste des künstlerischen und schriftlichen Nachlasses werden im Schleswig-Holsteinischen-Landesmuseum, Schloß Gottorf aufbewahrt. Leider fehlt bis heute eine gerechte Würdigung und Einordnung der Künstlerin in die Szene der expressionischen Künstler der 20er Jahre in Deutschland.

Lit. und Ausstellungen
Vollmer-Künstlerlexikon, Dreßler, Museums- und Ausstellungskataloge, z. B. Art in Germany, 1909-1936, The Marvin and Janet Fishman Collection, 1990-92; Skulptur des Expressionismus, Hrsg. St. Barron, Ausst.-Kat. 1983-1984, S. 178 bis 181, m. Abb.;
1915 erste Ausstellungen in Hagen und 1916 im Folkwang-Museum.
Ausstellungskataloge der GBK, Berlin 1919, 1920, 1928, 1929, 1932 und ein Kat. der Juryfreien Kunstschau, Berlin 1920 m. Abb., Frühjahrsausstellung der Preuß. Akad. d. Künste, Berlin 1926, weitere Ausstellungen in Galerien und öffentlichen Instituten; vertreten in mehreren Museen Deutschlands und in Sammlungen der USA, u. a. Sprengel-Museum, Hannover; Altonaer Museum, Hamburg; Schleswig-Holsteinischen-Landesmuseum, Schleswig / Schloß Gottorf; Berlinische Galerie (Katalog um 1978), Berlin.

Weiterführende Literatur zu M. S.
Die Schaffenden 1921; Cicerone 1924; Kunstblatt 1922/27; Das Kunstwerk 1949; Velhagen & Klasing, 1926/27; Bennigsen, Silvia von (1986): Martel Schwichtenberg (1896-1945). Ihr Frühwerk von 1913-1923. Magisterarbeit. Hamburg. Universität.
Holzschnitt-Bilderbuch und die Dichtung Heidegang (1921). Sonderdruck des Herbstheftes Kündung. Titel und Gedichttafel, in Holz geschnitten von Hugo Meyer. »Gemeinschaft«, Gedicht von Wilhelm Niemeyer. »Heidegang«, Anreime von Wilhelm Niemeyer. Holzschnitte von Charles Crodel, Robert M. Huth, Robert Köpke, Emil Maetzel, Karl Opfermann, Gerhard von Ruckteschell, Martel Schwichtenberg, Wilhelm Tegtmeier, Willi Titze. Hamburg. EinMannWerkstatt (Kündung, 1921, Herbst).
Renée Sintenis, Marie Laurencin, Martel Schwichtenberg, Alexandra Exter (1930). Ausstellungskatalog. Galerie Alfred Flechtheim. Berlin.
Schwichtenberg, Martel (1932). Omnibus. Almanach auf das Jahr 1932, Berlin, Verlag der Galerie Flechtheim.
Bomhoff, Hartmut (1998), Martel Schwichtenberg, in: Jürgs, Britta (Hrsg.), Wie eine Nilbraut, die man in die Wellen wirft. Portraits expressionistischer Künstlerinnen und Schriftstellerinnen. Grambin, Berlin. Die Frau als Künstlerin, von Hans Hildebrandt, Rudolf Mosse Buchverlag Berlin 1928 (dort ist M. Schwichtenberg angeblich mit dem Bildhauer Fritz Huf verheiratet). Engel, Frauke (1996), Eine Wiederbegegnung. Die Malerin Martel Schwichtenberg (1896-1945) zwischen Kunst und Werbegraphik, in: Niederdeutsche Beiträge zur Kunstgeschichte, Heft 35 (1996). S. 183-208. Rathke, Christian (1982), Martel Schwichtenberg, in: Weltkunst, Heft 52 (1982). S. 3302 und 3303; Schleswig-Holsteinische Künstlerporträts, aus dem Bestand des Landesmuseums, Schloß Gottorf 1981 / 82.


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